UTA NEUMANN | Sights
Eröffnung: Freitag, Freitag, 10. Juli 2009, 19.00 Uhr
Ausstellung: 11. Juli bis 1. August 2009
In der Ausstellung Sights folgen wir Uta Neumann an ihre verschiedenen Reiseziele (Australien, England, Italien und die USA) und entdecken den fotografischen Moment des Innehaltens als gemeinsamen Nenner. Die hier gezeigte Zusammenstellung spiegelt ihr Vertrauen in die Existenz der Dinge und in die Einzigartigkeit des Moments wider.
Auf ihren Reisen macht uns Uta Neumann auf die Essenz gesellschaftlicher Bedingtheit aufmerksam. Sie schärft nicht nur ihren eigenen Blick, sondern auch den des Betrachters. Sie folgt den Spuren der sich permanent verändernden Strukturen unserer Gesellschaft. Dabei nähert sie sich den vermeintlichen Gegensätzen von Natur und Kultur, an denen die Grenzen der Wildnis urbaner Räume und künstlicher Landschaften verwischen. Wir begegnen nicht nur entlegenen Orten, sondern auch vergessenen Objekten. Die Gegenstände sind uns nicht unbekannt, doch das von ihr neu geschaffene Beziehungsgefüge macht das eigentlich Unauffällige sichtbar.
Mit den verschiedensten visuellen Möglichkeiten bewegt sie sich stetig um das, was entweder nicht mehr ist oder dadurch wieder ist. Es ist ein Verdacht, der wie ein Geist durch ihre Bilder schleicht. Es ist der Verdacht der Abwesenheit, der unseren Blick auf das lenkt, was in seiner Ästhetik durchdringend leer und gescheitert wirkt: Das Verhältnis des Menschen zur Natur bildet ein wiederkehrendes Motiv in Uta Neumanns Fotografien. In welcher Form sie uns die Schönheit der Beiläufigkeit, des Momentes vergegenwärtigt, ist leicht zu erkennen. Es ist die Formensprache der Ruhe und Klarheit, aber auch die Sprache von den Beziehungen zu den Dingen. Ihr Blick für Nebenschauplätze, die für den Augenblick des Zwiegesprächs in unser Leben treten, ist in seiner Nüchternheit bestechend.
Dieses Verhältnis kristallisiert sich durch ihren Blick, der sich von rechts nach links, vorbei am eigentlichen Mittelpunkt bewegt. Sie nimmt uns als Betrachter mit an Orte, die sie für sich entdeckt hat und die wir jetzt gemeinsam mit ihr ansehen. Dennoch ist die Gemeinsamkeit eine Illusion. Denn die durch das Bild freigesetzten Assoziationen kann nur der Betrachter ergänzen. Uta Neumann zeigt uns offen ihren Blick auf Menschen und Landschaften, ihre distanzierten Entdeckungen, die sie teilt, aber alleine – für den Moment – gemacht hat.
Uta Neumann vereint in ihren Fotografien die Banalität und die Komplexität des menschlichen Alltags, nimmt Partei für die Dinge, Momente und schließlich für das Bildliche des Moments. Es ist der Zufall oder die Magie des beiläufigen Augenblicks, den sich die Künstlerin zu Eigen macht, um Abstand zur Strenge des Mediums zu erlangen.
Susanne Weiß, freie Kuratorin, Berlin