BETTINA LOCKEMANN | undokumentiert
Eröffnung: Freitag, 18. Februar 2011, 19.00 Uhr
Ausstellung: 19. Februar bis 19. März 2011
Künstlergespräch mit der Kuratorin Övül Durmuşoğlu (Istanbul/Berlin):
Künstlergespräch mit der Kuratorin Övül Durmuşoğlu (Istanbul/Berlin):
Donnerstag, 17. März 2011, 19.00 Uhr (in englischer Sprache)
Undokumentierte MigrantInnen – häufig »Illegale« genannt – sind in Deutschland unsichtbarer Teil der Gesellschaft. Obwohl sie unsere Wohnungen putzen, die pflegebedürftigen Eltern oder Großeltern betreuen und in vielerlei Hinsicht unverzichtbar geworden sind, haben sie weder Aufenthaltsberechtigung noch Arbeitsgenehmigung; deshalb versuchen sie, möglichst unbemerkt, geradezu im Verborgenen zu leben.
Mit dieser Lebensweise beschäftigt sich Bettina Lockemann in ihrer neuen Arbeit. Im Zentrum steht die alltägliche Haltlosigkeit von Menschen, die alles daran setzen müssen, unsichtbar zu bleiben und dabei auf jede Selbstverständlichkeit verzichten. Trotz roter Fußgängerampel eine Straße zu überqueren, kann in diesem Alltag eine Bedrohung darstellen. Doch wer auf einsamen Straßen angestrengt auf Grün wartet, fällt ebenfalls auf.
Bettina Lockemann spürt den Regeln und Wegen dieser Unsichtbarkeit nach. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis der »Illegalen« zur Stadt. Die Gefahr, entdeckt zu werden, droht hier allerorten. Der Stadtraum verändert sein Antlitz. Beständig wird er nach Signalen und Risiken abgetastet und verliert dabei seine Anmutung als Heimat, die er für viele »Legale« ist. Doch die Stadt bietet auch Sicherheit. Hier fallen undokumentierte MigrantInnen unter den vielen anderen AusländerInnen nicht sofort auf, hier können »Illegale« am ehesten auf Unterstützung hoffen, hier stehen ihnen Netzwerke zur Verfügung.
Bettina Lockemann dient Köln als Untersuchungsobjekt. Die Zuwanderer bleiben darin unsichtbar; die Stadt wird in den Fotografien zum unbehausten Ort, der selten Sicherheit bietet. Da ist beispielsweise die Bahnhofsgegend: Der internationale Busterminal bildet einen Ankunftspunkt für MigrantInnen. Gleichzeitig stellt der Hauptbahnhof eine Gefahrenzone dar, weil es hier häufiger zu spontanen Kontrollen durch die Polizei kommt, weshalb dieser Ort – wenn möglich – gemieden wird; die bloße Anwesenheit von Sicherheitspersonal löst Fluchtreflexe aus.
Dieser Blick beinhaltet auch einen Verlust für Stadt und Einwanderungsgesellschaft: Die fotografierten Orte bleiben unspezifisch, haltlos. Die Präsentation in der Galerie Loris dokumentiert den Zwischenstand eines »work in progress«.