RUTH HOMMELSHEIM, ZERGIO ZEVALLOS | Sie kehrt um und lacht
Eröffnung: Freitag, 17. Oktober 2008, 19.00
Ausstellung: 18. Oktober bis 15. November 2008
Für ihre gemeinsame Ausstellung bei Loris haben Ruth Hommelsheim und Sergio Zevallos prozessorientierte und raumbezogene Fotoinstallationen geschaffen, die in ihrer Verschiedenheit derart miteinander in Dialog treten, dass der performative Ansatz beider als zentrales künstlerisches Moment aufscheint. Ruth Hommelsheim knüpft in ihrem neuen Projekt inhaltlich an ihre Werkgruppe „Bewahrungen“ von 2007 an. Ausgehend von Fotografien aus dem Familienfundus untersucht sie Haltung, Ausdruck und Geste der abgebildeten Personen, indem sie diese aus den vorhandenen Fotografien und damit aus ihrem sozialen Kontext extrahiert. Als Solisten ihrer selbst erlangen die freigestellten Figuren einen performativen Charakter. Dies nimmt Hommelsheim zum Anlass, sie von denselben, nunmehr Jahrzehnte älteren Personen nachstellen zu lassen. Anschließend werden sie mit Witz, Ernst und Ironie in einem Bildraum zueinander positioniert. Im Zusammenspiel von Freistellen und Reenactment richtet sich der Fokus erneut auf das Individuum und seine Körperhaltung. Verdoppelte Singularität wird zum performativen Ereignis, das, indem sie den vergangenen Kontext zum Verschwinden bringt, neue Beziehungsfelder jenseits der Zeit ermöglicht. In bestechender Klarheit beginnt ein Tanz zwischen den Figuren.
Sergio Zevallos’ Arbeit ist ein permanentes Organisieren und Desorganisieren von Bildmaterialen und -inhalten. Im Medium der Fotografie und der Sprache beginnt er eine Spurensuche an der Oberfläche der Dinge und Körper an der Grenze zwischen Fiktion und Realität. Für seine aktuelle Serie inszeniert Zevallos emotionale Momente, die er reduziert auf wenige Filmstills* präsentiert. Auf der visuellen Ebene sucht er rhythmische Zusammenhänge und setzt sie in eine Folge wie die Schritte eines choreographierten Tanzes. Leichte, fast unscheinbare Bewegungen und Gesichtsausdrücke wiederholen sich mit subtilen Änderungen, um plötzlich durch extreme Gestik unterbrochen zu werden. Während einige der Bilder durch die scharf festgehaltenen Augenblicke einen fast ikonenhaften Charakter bekommen, lösen andere sich in abstrakte und surreale Spuren von Bewegung auf. Das was die Darsteller repräsentieren bleibt instabil. In der Verzerrung der Gestik - die nur als technische Wiedergabe existiert - droht jede Zeit ins karikaturhafte zu kippen. Sergio Zevallos’ Bildsequenzen sind Mikrodramen, die Gefühlsmonotonie zeigen - gerade in dem Moment wo das Unlogische einbricht.
Hommelsheims und Zevallos’ Fotoinstallationen eint das Moment der Bewegung in ihren die Grenzen auslotenden Choreografien von Figuren.
*Sergio Zevallos Fotoserien basieren auf Videomaterial des Projekts FICTIVE DAYS. Kooperations Partners: Wooloo production - NEW LIFE BERLIN Contemporary Art Festival und TEMPS – space support for nomadic projects. Performance und Kamera: Amelia Geocos, Nikki Johnson, Prescott Trudeau, Rebecca Loyche, Shokufeh Kavani, Tomomi Shimizu,Ve Magni und Sergio Zevallos.