ULRIKE HANNEMANN | The Palace – Then and Now
Eröffnung: Freitag, 10.03.2017, 19 Uhr
Ausstellung: 11.03.–01.04.2017
Finissage: Samstag, 01.04.2017, 16 Uhr
The Palace – Then and Now
Wie schon T. S. Eliott treffend bemerkte, spürt man in jeder Gegenwart die Anwesenheit des Vergangenen. Geschichte manifestiert sich greifbar in sämtlichen Stadtlandschaften dieser Welt – etwa Gebäuden, Orts- und Straßennamen und Baudenkmälern. Viele dieser Architekturen zeugen nicht nur von historischen Ereignissen, sondern vermitteln auch kollektive Erzählungen und Identität stiftende Erinnerungen, in die spätere Generationen dann hineinwachsen.
Ulrike Hannemann untersucht in ihrer Ausstellung The Palace - Then and Now den heutigen Umgang mit der wechselvollen Geschichte des Unabhängigkeitspalastes in Ho-Chi-Minh-City. Der gewaltige Gebäudekomplex wurde von Ngô Viết Thụ als Synthese von klassischer und vietnamesischer Moderne entworfen und bis 1966 auf dem Grundstück des ehemaligen Norodom Palastes errichtet. Er diente zunächst dem Präsidenten der Republik Südvietnam als Wohn- und Amtssitz, bis er im Jahr 1975 von nordvietnamesischen Truppen gestürmt wurde. Nachdem das Bild eines Panzers, der die Tore des Unabhängigkeitspalastes durchbrach, um die Welt ging, markiert der Ort das offizielle Ende des Vietnamkriegs und wurde 1976 zum Baudenkmal mit besonderer historischer Bedeutung erklärt.
Ulrike Hannemann hat den Palast in unterschiedlichen zeitlichen Abständen mehrmals besucht und nähert sich dem geschichtsträchtigen Ort mit Fotografien, collagierten Versatzstücken und dem detaillierten Blick auf existierendes Mobiliar und Gebäudeversatzstücke. In einem Spiel aus Realität und Fiktion werden ausgewählte Fotografien in unterschiedlichen Größen ausbelichtet und einzelne Strukturen freigestellt, auf farbigen Hintergründen arrangiert und erneut fotografiert. Die Künstlerin hat zudem Aufnahmen aus vorherigen Besichtigungen in schwarz-weiß quasi reproduziert, um Vergangenheit wie Gegenwart zu verschmelzen.
Ulrike Hannemanns Arbeiten zielen weniger auf eine realitätsgetreue Wiedergabe des Vorgefundenen, sondern befragen immer auch die Bedingungen und Möglichkeiten der Fotografie. Ihr Werkzyklus The Palace – Then and Now wartet mit Vorschlägen für zweckfreie Vergangenheitskonstruktionen auf und bietet uns im Umgang mit historischen Zeugnissen neue Perspektiven.
Birgit Effinger