ULRIKE HANNEMANN | Drift
Eröffnung: Freitag, 09.10.2015, 19 Uhr
Ausstellung: 10.10.–07.11.2015
Ulrike Hannemann bedient sich in ihrer Arbeit drift unterschiedlichster Materialien und Objekte, welche von organischen Fundstücken, Fotografien aus ihrem Archiv, Postkarten bis hinzu Wegwerfartikeln aus der Massenproduktion reichen: alles fügt sich zu autobiografischen Landschaften. Dieses Kräftemessen von persönlichen Erinnerungen und Trashkultur provoziert die Künstlerin, indem sie diese unterschiedlichen gesammelten Ausgangsmaterialien zunächst aufeinandertreffen lässt, sie zu neuen Bild- und Gedankenwelten komponiert. Vor papierenen Hintergründen, auf denen sich Gebrauch und Licht als Patina eingeschrieben haben, dann wiederum vor knalligen, neuwertigen Allover-structures, die sie wie Graukarten der Popkultur auftreten lässt, versammelt sie die Bildkomponenten zu neuen Assoziationsräumen.
Diese Arrangements werden mittels der Fotografie eingeebnet. Hannemann lässt die hauchdünnen Wölbungen, die Luft zwischen den Bildschichten erstarren, schreibt die diversen, losen inhaltlichen Bezugsebenen fest. Sie geht den Weg von der Skulptur zur Fotografie. Doch auch fotografisch verschränkt, scheint die Luftigkeit ihrer Schichtungen der Eindimensionalität der Fotografie entgegenwirken zu wollen. So gilt es jedes Bild aufmerksam zu betrachten, es auf seine Beschaffenheit zu überprüfen, seine Bauart rückwärts zu lesen.
Auch inhaltlich verweigert sich die Künstlerin einer Eindeutigkeit. So stehen sich bspw. die lithografische Abbildung einer Fischgattung und die Fotografie eines Haifisches wie sprichwörtlich trockene, wissenschaftliche Vermittlung und persönlich begangene Erfahrung gegenüber: die Differenz von Erfahrung ersten und zweiten Grades scheint im Abgleich der Bilder forciert zu werden. Dass die graue Haut des Haifisches sich den feinsäuberlich ausgeschnittenen Fischen visuell anwandelt und er beinahe ebenso montiert wirkt, verdeutlicht das kuratorische Geschick Hannemanns im Umgang mit ihren Bildmaterialien, hin zu einer spannenden Ambivalenz.